Alte Schule Häcklingen

Geschichte

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Aus der Häcklinger Schulgeschichte

 (Auszug aus „200 Jahre Schule Häcklingen – Rettmer“)

Zur Zeit der Reformation gab es hierzulande nur die Kloster- und Ratsschulen, aber keinen Unterricht für die Dorfkinder. Erst im Laufe der folgenden 200 Jahre entwickelte sich in den Dörfern eine noch unregelmäßig durchgeführte religiöse Unterweisung, die anfangs unentgeltlich von den Pfarren oder Küsten erteilt wurde. 200 Jahre nach der Reformation hatten viele Heidedörfer noch immer keine eigene Schule. In einem Protokoll  einer Generalkirchenvisitation aus dem Jahre l5 65 liest man zum ersten Male etwas vom „Schulwesen“ in Embsen, Häcklingen und Rettmer. Es handelt sich hier aber noch nicht um einen Unterricht in den heute üblichen Fächem, sondem lediglich um eine Katechismusunterweisung  und – um die von Luther übersetzte Bibel ins Volk zu tragen – um Lese- und in Ausnahmefällen auch Schreibunterricht. Für diesen wurde noch bis ins 19. Jahrhundert hinein ein besonderes Unterrichtsgeld erhoben. Um diese Zeit muss in Embsen eine öffentliche Küsterschule gewesen sein. Wann in Embsen, dem für Häcklingen und Rettmer zuständigen Kirchdorf, eine regelrechte Schule entstanden ist, lässt sich nicht mit Genauigkeit feststellen.

In einer Embsener Urkunde aus dem Jahre 1668 ist erstmalig von einem Schulgeld (wöchentlich 1 Schilling pro Kind) für den Schulmeister die Rede. Man nimmt an, dass die Schule infolge einer Anordnung der Lüneburger Kirchenordnung vom Jahre 1610/43 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist.

 „Auf den Dörfern, da Knaben und Kinder zu lehren vorhanden und keine andren Schulen und Schulmeister sein, da sollen die Custode, nach jedem Orts Gelegenheit, Schulen anrichten, die Kinder beten, lesen, schreiben und rechnen lehren, den Katechismus und Sprüche üben und der Jugend klärlich inculcieren; dafür soll ihnen ihre Gebühr und Schulgeld von jedem Kind gereicht werden, wie bisher schon an jedem Orte gebräuchlich ist.“

Im Jahre 1668 wird Klage geführt über die „große Unwissenheit“ der Jugend auf den Außendörfern, zu denen Häcklingen und Rettmer zählten. Anfangs hatten die begabteren Kinder täglich eine Stunde Unterricht bei dem Pastor von Embsen und wurden angewiesen, das Gelernte unter den Dorfkindern weiterzuvermitteln. Aus alten Protokollen geht hervor, dass die Schulen in den umliegenden Dörfern in den Jahren von 1668 bis 1696 entstanden sein müssen. Im Jahre 1696 wird erstmalig ein Lehrer in Rettmer erwähnt. Im selben Jahre zählt das Generalvisitationsprotokoll „Lesen. Beten. Schreiben und Katechismus“ als Unterrichtsfächer für die Kinder aus Häcklingen und Rettmer auf. Katechismus und Bibel waren Fibel und Lesebuch.

Klasse von 1917

Die Lehrer erhielten zu dieser Zeit keine besondere Ausbildung. Es waren meistens Handwerker- oft Schneider -, die selbst nur notdürftig lesen und schreiben konnten und ein wenig im Katechismus bewandert waren. Von einem Lehrer wird erzählt, dass er „zwar gut war, aber leider so viele Aufträge hatte, dass er auch während des Unterrichts ständig nähte“. Die Lehrerwurden nach einer Prüfung vom Superintendenten eingestellt. Erst Ende des 18. Jahrhunderts entstand in Hannover ein Lehrerseminar und damit allmählich eine regelrechte Lehrerausbildung. Zugleich stieg auch die anfangs ziemlich kümmerliche Entlohnung der Schulmeister. Lange Zeit waren Lehrer- und Küsteramt in unseren Dörfern gekoppelt. Viele Lehrer hatten keine eigene Wohnung und erhielten reihum auf den Höfen Kost und Schlafstelle.

Die ersten sicheren Unterlagen über das Schulwesen in Häcklingen und Rettmer stammen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Aus diesen Berichten ist ersichtlich, dass in den beiden Gemeinden von jeher die schulische Betreuung der Kinder gemeinsam erfolgte. Ein Schulhaus war damals noch nicht vorhanden. Die Lehrer unterrichteten reihum auf den Höfen und nicht selten in Kranken- und Wochenstuben. Im Sommer wurde keine Schule gehalten, weil die Kinder zum Viehhüten und anderen ländlichen Arbeiten gebraucht wurden. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wird auch im Sommer regelmäßiger Schulunterricht durchgeführt.

Im Jahre 1732 wurde erstmalig auf Betreiben von Pastor Cappe aus Embsen und dem Lehrer Johannes Müller ein Termin auf dem Amt in Lüne angesetzt, um die Gemeinden Häcklingen und Rettmer zum Bau eines Schulhauses zu bewegen. Die gemeinsamen Bemühungen von Amtmann, Pastor und Lehrer scheiterten jedoch. Die Bauern waren keinesfalls bereit, unter den schwierigen Lebensverhältnissen, denen sie ausgesetzt waren, „dergleichen unnötige Unkosten“ für einen Schulbau aufzubringen. Sie hätten „weder einen Bauplatz noch Brennholz für die Schule“. Auch fürchteten sie, der Lehrer könne sich Hühner halten, die ihren Ländereien Schaden zufügen würden. Es gab damals schon eine Verordnung, nach der jede Gemeinde verpflichtet war, eine Schule zu bauen. Dennoch dauerte der Kampf um den Schulbau in Häcklingen 60 Jahre.

Im Jahre 1792 endlich einigte man sich nach langem Hin und Her. Und so entstand die Schule in Häcklingen, in der bis 1958 auch der Lehrer seine Wohnung hatte. Dieses Schulhaus wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, renoviert und vergrößert.  So lesen wir in einem alten Revisionsbericht der „Königlichen Regierung zu Lüneburg“ aus dem Jahre 1889, die alte Schulstube sei „zu klein, zu niedrig und ohne Ventilation“, in einem anderen aus dem Jahre 1890, die Schule sei „vielfach jährlich ungenügendes Flickwerk“. Schon damals wurde ein Schulneubau vorgeschlagen. Zur Zeit des Schulbaues – 1792/93 – bestand Hekelingen (ältere Schreibweise) aus sieben Hausstellen und Rettmer aus vier. Sehr aufschlussreich ist eine Beschreibung des damaligen Lehrerwohnhauses.

Es bestand aus:

einer Schulstube,
zwei Wohnräumen,
zwei Kammern,
einer Küche,
einer Dreschdiele,
zwei Ställen,
einer Räucherkammer,
einem Raum für Heu und Stroh.

Wenn man dazu noch erfährt, wie der Lehrer entlohnt wurde, so ergibt sich daraus ein recht deutliches Bild vom mühseligen Leben eines Schulmeisters im 18. und 19. Jahrhundert.
Jährliches Entgelt:

Freie Wohnung,
Erträge aus der Bewirtschaftung von 14 Morgen Ländereien (2 Morgen am Hause [Garten],
10 Morgen Ackerland,
2 Morgen Heideland),
Recht zur Teilhabe an der Gemeindeschweineweide,
pro Kind 1 Brot und 1 Pfund Butter,
pro Kind Schulgeld von 2 bis 6 Talern,
Brennholz für Schule und Lehrerwohnung von den Bauern der neun Vollhöfe.

Unsere Schulchronik beginnt im Jahre 1869 mit der ersten Eintragung des Lehrers G. Ch. Grobe, der in diesem angegebenen Jahr die Schulstelle in Häcklingen übernahm. Seine Einführung fand am 29. März in der Kirche zu Embsen statt. Es war damals üblich, dass der neue Lehrer im Gottesdienst über einen Bibeltext katechisierte und sich so der Gemeinde vorstellte. Lehrer Grobe blieb mit seiner Familie zehn Jahre in Häcklingen. Es müssen beschwerliche Jahre gewesen sein, denn die Schulstelle verfügte noch nicht einmal über einen eigenen Brunnen. Sein Wasser musste er auf dem Bauernhof Stegen holen – nebenan.

Zu Beginn des Kaiserreiches wird im Jahre 1878 dann erstmalig von „Lehrerkonferenzen“ des Kirchspiels Embsen berichtet, bei denen ein „Vortrag“ (Probeunterricht) gehalten und anschließend besprochen wurde. Alljährlich einmal wird von nun an über die Konferenzen in der Chronik geschrieben.

Die geregelte Entlohnung des Lehrers beträgt 14 Taler im Jahr 1781 – abzüglich der freien Wohnung, Nutzung der Ländereien und Entgegennahme der Naturalien. Alles zusammen musste jährlich von den Gemeinden Rettmer und Häcklingen je zur Hälfte aufgebracht werden und wurde zweimal im Jahr- zu Ostern und zu Michaelis (29. September) – ausgezahlt.

1845 ……… 45 Taler
1850 ……… 80Taler
1863 ……… 120Taler
1873 ……… 200Taler
1875 ……… 250Taler

Durch Staatsgesetz von 1888/89 wurde das Schulgeld für die Kinder aufgehoben. Der Staat zahlte Zuschüsse für die Besoldung der Lehrer.

Bereits 1871 wird mit hundert Büchern der Grundstein zu einer Schülerbibliothek gelegt. Im Laufe der folgenden Jahre lesen wir in den Ausgabebelegen von Neuanschaffungen an Büchern und Lehrmitteln. Geometrische Flächen vom Quadrat bis zur Ellipse und geometrische Körper wie Zylinder, Pyramide und Kegel wurden angeschafft.

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